Spaziergang Nr. 7

Stefan Wagner mit Georg Keller
SONNTAGNACHMITTAGSBESCHÄFTIGUNGEN
Sonntag, 21. März 2010, 15 Uhr
Treffpunkt: vor dem Pestalozzi-Denkmal an der Bahnhofstrasse (vor Globus)

Wenn sich Geld an einem Ort sammelt, ergibt sich daraus meist ein guter Nährboden für die Kunst. Florenz war ein solches Beispiel, da im Mittelalter die Stadt ein mächtiges Handelszentrum mit vielen Banken war. Heute zählt Florenz zu den Topdestinationen bildungsbürgerlicher Reisen. Analogien zu Zürich scheinen sich in Bezug auf die wirtschaftliche Macht durchaus anzubieten. Doch wie steht es mit dem Kunstglanz in Zürich? Stefan Wagner und Georg Keller unternehmen eine Tour durch die City Zürichs, auf der sie in Schaufenster renommierter Geldverleihinstitute blicken und sich über ephemere Kunst im Stadtraum unterhalten.

Der Künstler Georg Keller entwirft waghalsige Geschäftsarchitekturen, mit denen er sich selbst sowie seinen Start-ups auf dem Kunstmarkt adrett anpreist. Als Geschäftsführer der Georg Keller Bank AG präsentiert er auf der Tour das Filetstück seines Geldverleihinstituts: Die Kunstsammlung.

Der Kunsthistoriker Stefan Wagner denkt gerne über Kunst nach. Sein Interesse richtet sich insbesondere darauf, eine Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum zu lancieren und über die Konsequenzen bestimmter Förderstrukturen von Kunst nachzudenken.

Dokumentation

Spaziergänge sind entspannend.
Sie sind besonders üblich an Sonntagen.
Man denkt darüber nach, wohin man gehen könnte.
Man wählt eine Route aus, nicht aber wie bei einer Bergwanderung.
Man trifft auf Tatsachen, mit denen man nicht gerechnet hat:
Heruntergezogene Rollläden!
Man muss deshalb Umwege gehen.
Man lässt sich ein wenig treiben.
Spaziergänge dienen der Zerstreuung wie auch der Konzentration.
Man diskutiert mit der Begleitung einen spezifischen Sachverhalt:
Die Kunst als Marketinginstrument.
Meistens geht man aber nur, redet, schaut weiter in Schaufenster, die einen durch die Stadt begleiten.
Man wählt einige aus:
Schaufenster von Banken.
Man vergisst seine Blicke wieder.
Man vergisst, was man gesprochen hat:
Die Worte verfallen.

Unser Spaziergang fand an einem Sonntagnachmittag statt. Wir gingen durch die Strassen, schauten in grossflächige Fenster und auf unsere Notizen. Der Regen und der Sonnenschein, das Publikum beeinflussten unsere Konzepte, deformierten unsere Reden. Einen genauen Abdruck dessen, was vorfiel, gibt es nicht. Alle Versuche nachträglich aufzuzeichnen, was auf dem Spaziergang geschah, sind zum Scheitern verurteilt. Wir zelebrieren deshalb die Flüchtigkeit des Moments – das Ephemere unseres Spaziergangs.

Georg Keller und Stefan Wagner